Gründung des Kirchenchores 1889

1884 wurde Pfarrer Huber weggewählt. An seine Stelle trat Herr Pfarrer Emil Leonhard Guidi, der sich des Kirchengesanges annehmen wollte. Für Weihnachten 1885 hatten der «Kirchenchor» und der Männerchor eine «Christbaumfeier» in Aussicht gestellt. In der Kirche sollte ein Konzert aufgeführt werden. Hernach würden den Schulkindern Gaben verteilt und der Christbaum versteigert werden. Diesem Vorhaben konnte die Kirchenpflege nicht zustimmen und beschloss: «Es sei den Gesangvereinen die Abhaltung des Konzertes in der Kirche gestattet am Weihnachtsfest in der Zeit 2 - 4 Uhr. Nachmittags, für die Christbaumfeier, sei ein anderes Lokal in Aussicht zu nehmen. Der Beschluss sei den tit. Präsidenten und Schulpflegern zuhanden der Vereine schriftlich mitzuteilen».

Die Änderung der Leitung und das Verhalten der Mitglieder bereiten immer wieder Unannehmlichkeiten, sodass sich die Kirchenpflege oft einschalten musste, um das Weiterbestehen des «Chores» zu sichern. So lesen wir im Protokoll der Kirchenpflege vom 14. Januar 1887 folgenden Eintrag: «Veranlassung der Sitzung bietet der Kirchengesangchor, der seit dem Wegzug des Herrn Lehrer Suter und dem Rücktritt des Herrn Sefler. Lehrer in Killwangen, welcher kurze Zeit den Gesang geleitet, ohne eigentlichen Direktor ist. Es legt in obwaltender Angelegenheit ein Brief des Kirchengesangchores vor, welcher verlesen wird. Ebenso eine Zuschrift des Herrn Lehrer Seiler. Letzterer ersieh, nachdem er durch Herrn Carl Bumbacher Auftrage der Kirchenpflege um Übernahme und Leitung des Kirchengesanges ersucht, bereit, denselbigen zu leiten, jedoch gegen monatliche Entschädigung 12 Fr. Die Kirchenpflege entspricht diesem Wunsch und überträgt ihm die Leitung des Kirchengesangs. Herrn Lehrer Suter soll von dieser Übertragung schriftlich Kenntnis gegeben werden. Pfarrer sieht sich zur Klage veranlasst gegen einzelne Mitglieder des Kirchengesanges. Die Klage geht auf Verletzung des dem Pfarramt schuldigen Gehorsams, weshalb der Pfarrer die Erklärung abgibt, er werde unter obwaltenden Umständen mit den Sängern kein Amt mehr singen, wenigstens auf einige Zeit. In Folge der Diskussion und in Berücksichtigung verschiedener Unannehmlichkeiten, Störungen, die im Kirchengesangchor entstehen würden, begnügte sich das Pfarramt für dieses Mal damit, dass einer beauftragt wird, den schuldigen Mitgliedern des Kirchengesangchores durch den titl. Präsidenten der Kirchenpflege einen ernsthaften Verweis gegeben werde.»

Herr Seiler trat schon nach Jahresfrist die Leitung des Chores an Herrn Lehrer Otto Gsell ab.

Mit dem Wirken von Pfarrer Guidi wehte nun ein anderer Wind. Aus der losen Gruppe sollte eine rechtliche Körperschaft werden. Am 19. März 1888 wurden der Kirchenpflege Statuten des Chores zur Genehmigung vorgelegt. Dieselben wurden mit .einigen Zusätzen erweitert. Aber wie es in einer Demokratie geht: alles will seine Zeit haben. Am 11. Januar 1889 wurde wieder über die Statuten beraten, und die Herren Vice-Ammann Bumbacher und Lehrer Gsell wurden mit dem Auftrag betraut, einen neuen Entwurf auszuführen. Dieser wurde am 17. Januar 1889 vorgelegt und nochmals mit einigen Änderungen einstimmig genehmigt. Am 5. Februar 1889 teilte der Leiter des Chores, Herr Otto Gsell, der Kirchenpflege mit, dass die Frage nun geordnet sei, und am kommenden Sonntag werde der Gottesdienst durch den Chor mitgestaltet.

Dies war die Geburtsstunde des heutigen kath. Kirchenchores «Cäcilia».

 

Aus:
Festschrift zum hundertjährigen Bestehen des Kirchenchores Cäcilia Spreitenbach, 1889-1989, Kurt Wassmer